Zwischen Ironie und Revue

Operette „Im Weißen Rössl“ feiert am Pfalztheater Premiere und kommt beim Publikum gut an


Am Ende lagen sich auf der Bühne die Pärchen in den Armen und im Publikum bewunderten selbst die dem Genre weniger zugeneigten Theaterbesucher, was man aus einer verstaubten Operette alles machen kann. Nur eine Frage blieb bei der Premiere von „Im weißen Rössl“ am Samstagabend im Pfalztheater unbeantwortet: Was hat die Kuh im Emblem des Gasthofs mit dem „Rössl“ zu tun?„Ich wusste nicht, dass die Hauptperson eine Kuh ist“, spottete bei der Premierenfeier denn auch Michael Krauß. Der Vorsitzende der „Freunde des Pfalztheaters“ musste befürchten, mit dem traditionellen Dankeschön für die Mitwirkenden dieses Mal komplett daneben zu liegen. Dem war dann doch nicht so – die weißen Schokolade-Rössl waren schon richtig.Mit einer flotten Inszenierung von Ralph Benatzkys Erfolgsstück „Im weißen Rössl“ kann das Pfalztheater beim Publikum punkten. Davon sprach der lange Schlussapplaus und auch die Meinung von Premierengästen, die die RHEINPFALZ nach ihren Eindrücken fragte.


Diana Dietrich hatte das „Rössl“ bisher noch nie gesehen. „Mein Mann hat immer gesagt, in so einen Quatsch gehen wir nicht“, gestand sie lachend. Von der Inszenierung am Samstag waren beide dann „total begeistert“. Sie sei sonst ja eher ein Opernfan, räumte auch Inge Stranz ein: „Aber das war sehr gut gemacht, eher wie eine Persiflage.“


Als „am Rande vom Original originell inszeniert“ beurteilte Manfred Petry die Pfalztheater-Inszenierung. Mit dem Rössl assoziiere man zunächst das Nostalgische; er habe ein wenig Zeit gebraucht, sich darauf einzustellen, so der Stellvertreter des Bezirkstagsvorsitzenden. Seinen persönlichen Saisoneinstieg mit der leichten Muse empfand er als kurzweilig und unterhaltsam, zumal: „Wenn man so viele bekannte Melodien hört, summt man unwillkürlich mit.“


„Eine schöne Unterhaltung, die einen den Alltag etwas vergessen lässt“, lobte die Kulturdezernentin der Stadt, Bürgermeisterin Susanne Wimmer-Leonhardt.


Die weiblichen Partien seien hervorragend besetzt, gesanglich alles stimmig, urteilte Lothar Lukoschek: „Die Füße wippen mit, man kennt die Melodien, wahrscheinlich weil man den Film ,Im weißen Rössl’ als Kind gesehen hat.“ Allerdings habe er die Szenen vor der Pause, in denen sich alles Geschehen erst entwickelt habe, als die schmissigeren empfunden. Anerkennung zollte er dem „Zimmermädchen“ (Christina-Miri Rehm). Ihr sei es tatsächlich gelungen, das Publikum zum Mitsingen zu bewegen. Ehefrau Bettina Bachem-Lukoschek missfiel an der Inszenierung lediglich der „krampfhaft aktuelle Bezug“ zu „Kaiser“ Franz Beckenbauer.


Bei der Premierenfeier war Intendant Urs Häberli zuversichtlich, dass das Pfalztheater-Rössl – „eine Gratwanderung zwischen Revue und Ironie“ – ein vielversprechendes Zeichen dafür ist, dass Alt und Jung einen Zugang dazu finden. Für seine großartige Mitwirkung hätte er eigentlich das Publikum auf die Premierentreppe einladen sollen, so der Intendant. Stellvertretend bat er stattdessen den kompletten Chor, der ins „Rössl“ nicht nur die Stimmen einbringt, sondern auch tanzt, dorthin. Ensemblemitglieder in ungewöhnlichen Rollen – unter ihnen Bass Alexis Wagner als Fußballfan, Chormitglied Christina-Miri Rehm als jodelndes Zimmermädchen – gratulierte Häberli ebenso wie Chefmaskenbildnerin Dagmar Häuser für die Kreation von Glatzen und Perücken.


Regisseur Holger Potocki bescheinigte der Intendant einen Sinn für Humor, Leichtigkeit und Tempi. „Rössl-Wirtin“ Astrid Vosberg holte er mit den Worten vors Publikum: „Es gibt nur eine Rössl-Wirtin: Du bist sie.“ (krh) KULTUR