Pressespiegel Spielzeit 2010/2011
INSIDER vom 23. Januar 2011

 

Ein Krimi, der hält, was er verspricht

Hamlet-Inszenierung am Pfalztheater - Polit-Thriller fesselt Publikum
Großen Beifall und Lob gab es für "Hamlet", der gestern Abend Premiere auf der Bühne im Pfalztheater feierte. Regisseur Johannes Reitmeier und sein Schauspielensemble haben es geschafft, das Publikum drei Stunden lang zu fesseln. Keine leichte Aufgabe, denn "Hamlet" kennt jeder, hat jeder schon mindestens einmal gesehen, und jeder hat so seine ganz eigenen Erwartungen an das Stück.
Urs Häberli, stellvertretender Intendant des Pfalztheaters sprach Johannes Reitmeier ein ganz großes Kompliment aus. "Ich war von diesem Abend ausgesprochen persönlich berührt. Mein Lob und meine Achtung gehen auch an das gesamte Ensemble. Ich betrachte dies als eine Ensembleleistung und als diese ist Ihre Leistung sensationell!" Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, so eine Intensität sei im Zuschauerraum gewesen. "Das kann nur geschehen, wenn eine solche Leistung auf die Bühne gebracht wird!"

Und diese Leistung wird auf die Bühne gebracht. Johannes Reitmeier hat diesbezüglich im Vorfeld nicht zu viel versprochen."Für mich ist das Zentrale, dass ich den Zuschauer in einen literarischen Thriller mitnehmen will - und das ist „Hamlet" für mich, ein atemloses Stück voller irritierender Wendungen, das die ganze Zeit unglaublich pendelt zwischen Sein und Schein", sagt er über seine 19. Regiearbeit am Pfalztheater. Und er bringt das Stück nicht nur spannend auf die Bühne, auch modern ist seine Inszenierung. Es ist kein verstaubter "Hamlet", den das Publikum zu sehen bekommt. Die Familiengeschichte spielt in der Gegenwart, ein Politthriller, wie er heute eben auch vorkommen kann.
So ist auch das Bühnenbild von heute. Zu Beginn der Geschichte stürzt alles ein und "Hamlet" trifft nun auf eine Baustelle, die mit blinkenden Absperrbarken und einem Baugerüst nebst Bauarbeitern mit Schubkarren auch so aussieht. Nun mag der ein oder andere diese Modernität wieder kritisieren. "Hamlet ist immer etwas, was man zur Diskussion stellt", sagte Johannes Reitmeier dazu gestern Abend auf der Premierenfeier. "Jede Inszenierung ist ein Angebot. Man sucht sich das aus, was einem gefällt." Und Recht hat er. Jeder kann etwas finden: die Sprache, den Text, die schauspielerische Leistung, die Kostüme, das Bühnenbild... alles, was "Hamlet" ausmacht, ist da. Man darf sich aus dem großartigen Angebot herausnehmen, was einem gefällt. Es ist genug "Nehmenswertes" da!
Und eines ist sicher: Auf dieses moderne Angebot werden auch junge Menschen zugreifen. Das Pfalztheater ist sowieso schon ein Theater, das einen geringeren Altersdurchschnitt hat als andere Theater. Und dieser "Hamlet" wird ganz sicher das Pfalztheater wieder ein Stückchen "jünger" machen.
"Wenn es gelingen könnte, an diesem Abend niemanden zu langweilen, sondern über die gesamte Aufführungsdauer wirklich in den Bann dieser sehr gut gemachten Story zu ziehen, dann haben wir unser Klassenziel erreicht", wünschte sich Johannes Reitmeier im Vorfeld der Aufführung.
Setzen, Eins! Klassenziel erreicht!

Petra Rödler