Amüsant und unterhaltsam

Oper: Theater Hof bringt »Die verkaufte Braut« von Smetana vergnüglich auf die Stadthallen-Bühne - Letzte Aufführung am heutigen Donnerstag

Aschaffenburg Das Werk sei »eigentlich nur eine Spielerei«, soll Bedrich Smetana selbst einmal über seine komische Oper »Die verkaufte Braut« gesagt haben.

Lange Zeit wurde die zu tschechischem Nationalgut avancierte Oper auch genauso lustig und harmlos aufgeführt, bis andere Lesarten hinter der Idylle eine große Portion Gesellschaftskritik ausmachten.

Emotionen pur im Bierzelt: »Die verkaufte Braut« in der Aschaffenburger Stadthalle. Foto: Nina-Anna Beckmann

Mareike Zimmermann geht bei ihrer Inszenierung, mit der das Theater Hof von Dienstag bis einschließlich heute in der Aschaffenburger Stadthalle gastiert, einen Mittelweg. Sie erteilt der plakativen Darstellung böhmischen Landlebens eine Absage, stellt aber auch die Gesellschaftskritik nicht zu sehr in den Vordergrund und beschert so einen unterhaltsamen und mitunter sehr lustigen Opern-Abend.
Die Handlung um Marie, die von ihren Eltern mit dem Sohn des wohlhabenden Grundbesitzers Micha verheiratet werden soll, hat die Regisseurin in ein fränkisches Festzelt verlegt. Es gibt Rostbratwurst und etwas überteuerten Glühwein und natürlich Weizenbier, mit dem Maries Eltern und ihr Heiratsvermittler auf den Kuhhandel anstoßen. Bierkästen stapeln sich überall an den Wänden und auf einer typischen Bierzeltbühne tanzen junge Paare um einen stilisierten Maibaum aus Goldfäden (Choreographie: Barbara Buser).
Modern und zeitlos
Ebenso wie das Bühnenbild von Thomas Dörfler sind auch die Kostüme von Barbara Schwarzenberger zeitlos modern, nur hier und da findet sich ein Anklang an Trachten. Das wirkt wohltuend im Verbund mit der temperamentvollen, farbenreichen Musik Smetanas, durch die Arn Goerke seine Musiker leidenschaftlich und plastisch geleitet. Und es gibt ungehindert den Blick frei auf all die Emotionen, auf jene, die offen zur Schau getragen werden und auf jene, die unter der Oberfläche brodeln.
Mit dem Mut der Verzweiflung und der leidenschaftlich Liebenden begehrt Marie gegen den Willen ihrer Eltern auf, weil sie Hans ewige Treue geschworen hat, einem armen Burschen. Der wiederum lässt sich schließlich von dem Heiratsvermittler Kecal (mit sicherer Tiefe: Taras Konoshchenko) dazu überreden, seine Braut für 300 Gulden an einen Sohn Michas zu verkaufen, sehr zum Entsetzen des Bierzeltvolkes (wunderbar aufgestellter Chor: Michel Roberge). Dass Hans selbst ein Sohn dieses reichen Grundbesitzers ist, eröffnet er seiner schockierten und verletzten Geliebten erst später. Während die Elternpaare im harmonischen Gleichklang bezaubern, haben sowohl Ingrid Katzengruber als Marie, als auch Chong Sun als Hans mit den Höhen zu kämpfen, überzeugen aber in den lyrischen Passagen. Zwei Höhepunkte zeichnen die Inszenierung aus: Die Szene vor den Männertoiletten, die mit einem Dreh des Schanktisches auftauchen, und der Traum von Wenzel, jenem »Hanswurst«, der Marie heiraten soll.
Zimmermann hat diesen Traum, in dem sich Wenzel aus der Herrschaft seiner dominanten Mutter befreit, an die Stelle der Zirkusszene gesetzt. Das wirkt schlüssiger und tut der Figur des Wenzels gut, den Thilo Andersson herrlich komisch gestaltet, ohne ihn der Lächerlichkeit preis zu geben. Fazit: Die verkaufte Braut unterhält ausgezeichnet, ohne große Denkleistungen zu fordern. Zurücklehnen und genießen lautet die Devise.
Nina-Anna Beckmann