Ludwigshafener Rundschau vom 14. Januar 2010

 

 

 

Mozart und die Feuerwehr

Pfalztheater mit Thomas Krauß" „Don Giovanni"-Inszenierung im Ludwigshafener Theater im Pfalzbau


Von Gabor Halasz


Seine erste Opern-Neuproduktion in der laufenden Spielzeit hat das Pfalztheater jetzt in Ludwigshafen vorgestellt: Mozarts „Don Giovanni". Mit der „Oper aller Opern", wie E. T. A. Hoffmann das Werk nannte, zeigt Kaiserslauterns Schauspieldirektor Thomas Krauß seine erste Operninszenierung. Am Dirigierpult stand Generalmusikdirektor Uwe Sandner. Im Pfalzbau traf die insgesamt anspruchsvolle Aufführung auf eine überaus freundliche Publikumsresonanz.


Hauptverdienst von Krauß" Regie war die akribische Personenführung. Auf der Bühne des Pfalzbaus agierten authentische Sänger-Darsteller. Erstklassige schauspielerische Leistungen lassen sich dem ganzen jungen Ensemble vorbehaltlos bescheinigen, allen voran dem wendigen Titeldarsteller Tobias Scharfenberger und Morgan Moody, einem Leporello mit komödiantischem Spielwitz. Es ging also lebendig und kurzweilig zu in dieser Mozart-Inszenierung.


Thomas Dörflers Bühne war ein großflächiger, leerer Kasten mit sich öffnenden und schließenden Türen, überdimensionalen Kronleuchtern und wehenden Vorhängen. Ursula Beutler kleidete das aristokratische Paar Donna Anna/Don Ottavio und den Komtur in Kostüme, die auf die Mozart-Zeit anspielten; Donna Elvira, eine Mischung aus Engel und Schmetterling, schwebte auf einer Schaukel auf die Bühne herab; das restliche Ensemble trug moderne Gewänder, Chor und Statisterie Feuerwehr-Uniformen.


„Don Giovanni" verlockt die Regisseure meist zu gewagten spekulativen Auslegungen. Krauß hielt sich da zurück, leistete sich kaum Interpretationsakrobatik und erzählte die Handlung durchweg verständlich. Neue Einsichten zum Stück vermittelte seine Regie nicht. Das muss nicht von Nachteil sein, ehrgeizige Konzeptionen führen oft zum Scheitern. Was Krauß bei seinem einzigen Versuch in dieser Richtung selbst vorexerzierte: Sein überraschend brutales Arrangement mit Ottavio und Anna zu deren zweiter Arie sprach jedem Ton der Musik Hohn. Irgendwann könnte auch bei Regisseuren die Erkenntnis dämmern, dass Grobheiten und deftiger Sex auf der Bühne nicht gleichbedeutend sind mit Tiefgang und Spannung.


Gespielt wird „Don Giovanni" in Kaiserslautern in der Fassung der Prager Uraufführung, wogegen nicht viel einzuwenden ist, um so mehr gegen die vielen Striche bei den Secco-Rezitativen. Dirigent Sandner stand für ansprechendes musikalisches Niveau ein, legte, bei straffen Abläufen, eine betont dramatische Lesart vor. Sie war zudem eminent musikalisch, allerdings verschwammen kleine Notenwerte oft, auch beschränkte sich das klangliche Gleichgewicht mitunter auf Annäherungswerte.


Tobias Scharfenberger sang die Titelrolle kultiviert, mit lyrisch getöntem Bariton, Morgan Moodys Bassbariton zeigte dagegen zu wenig sonores Profil. Tatjana Plotnikowa, die Einspringerin des Abends als Donna Anna, verfügt über vorzügliche vokale Qualität, wenn sie denn ihre Stimme in die richtige Position bekommt. Mit der Stimmführung hatte auch Reto Raphael Rosin (Ottavio) seine Not. Nach Intonationsschwankungen im ersten Akt gab Adelheid Fink eine exzellente Donna Elvira ab, während Alexis Wagners Komtur überwiegend zu tief aus dem Off tönte. Ohne Fehl und Tadel das Bauernpaar: Melanie Schneider (Zerlina) und Alban Lenzen (Masetto).